Die narzisstische Schweigebehandlung – Merkmale und Folgen
Narzisstische Schweigebehandlung
Mit dem Schweigen soll erreicht werden, dass Betroffene sich klein machen, sich fügen und anpassen. Das sie Schuld auf sich nehmen, die nicht ihre Schuld ist. Betroffene beginnen sich zu entschuldigen, sie nehmen Sachen auf sich, die sie unter normalen Umständen nicht auf sich nehmen würden und so wird das Ziel verfolgt, Kontrolle über andere zu erlangen.

Was ist der Unterschied zwischen der Schweigebehandlung als Manipulationsstrategie und normalem Schweigen? Was sind die Auswirkungen, wenn du das als Kind erlebt hast oder wenn du das als heutiger Erwachsene erlebt hast? Und warum Schweigebehandlung als Folge von narzisstischem Verhalten?

Normales Schweigen

Wenn wir vom normalen Schweigen sprechen, dann geht es oft darum, dass wir mit jemandem eine Diskussion haben, vielleicht sogar einen Streit und es wird immer hitziger. Es wird immer emotionaler, lauter und aufgeregter. Dann kann es für manchen eine Möglichkeit sein, um Grenzen zu setzen.  Um zu sagen, dass diese Diskussion ist für mich hier zu Ende. Indem sie schweigen und vielleicht auch die Diskussion räumlich verlassen.

Dieses Schweigen dient dazu, sich zu sammeln. Die erhitzten Gemüter können abkühlen, jeder kann sich neu sortieren und nach einer überschaubaren Zeit, das kann nach ein paar Stunden sein oder der nächsten Tag, kommt man wieder auf einer sachlichen Ebene zusammen. Man bespricht Thema noch einmal in Ruhe, jeder kann seine Argumente und evtl neu hinzugekommene vorbringen und dann findet man bestenfalls eine Lösung oder kommt auf einen gemeinsamen Nenner. Das Schweigen ist vorbei, man findet wieder einen gesunden, normalen, respektvollen Umgang miteinander.

Das ist normales Schweigen, um Grenzen zu setzen, um vorübergehend die Situation zu beenden, weil sie offensichtlich zu nichts führt.  Das kann ein gesundes Verhalten sein, welches die Beziehung aufrecht erhält und zu Lösungen führen kann.

Schweigen als narzisstische Manipulationsstrategie

Die  Schweigebehandlung, auch Silent Treatment genannt, als narzisstisches Manipulationsverhalten ist sehr viel länger.

Oft wissen Betroffene nach einiger Zeit gar nicht mehr, worum es im Streit ging und wie es zum schweigen kam. Betroffene,  die mit Schweigen bestraft werden, wissen nie, wann das Schweigen zu Ende ist, weil es  kann über mehrere Tage gehen und Wochen gehen, schlimmstenfalls, auch über Monate.

In meiner Coachingpraxis habe ich Kunden, die über drei, vier Monate ignoriert von der anderen Person ignoriert und ausgegrenzt wurden. Das hat nichts mehr mit normalem Schweigen als kurze Auszeit zu tun, um eine Situation zu deeskalieren. Dieses Schweigen ist eine Strategie von Menschen, die narzisstische Verhaltensweisen haben, um Kontrolle oder und Macht auszuüben.

Ziel der narzisstischen Schweigebehandlung

Mit dem Schweigen soll erreicht werden, dass Betroffene sich klein machen, sich fügen und anpassen. Das sie Schuld auf sich nehmen, die nicht ihre Schuld ist. Betroffene beginnen sich zu entschuldigen, sie nehmen Sachen auf sich, die sie unter normalen Umständen nicht auf sich nehmen würden und so wird das Ziel verfolgt, Kontrolle über andere zu erlangen.

Doch Kontrolle und Macht ist nur ein Ziel der narzisstischen Verhaltensweise. Ein weiteres Ziel ist, dass die Person mit den narzisstischen Verhaltensweisen keine andere Strategie hat, um mit der Situation umzugehen. Mit Schweigen auf unbestimmte Zeit wird dem Gegenüber vermittelt, dass die Diskussion zu Ende ist oder der/die andere etwas falsch gemacht oder gesagt hat.

Folgen der narzisstischen Schweigebehandlung

Das Schweigen kann sehr zerstörerisch für Betroffene sein. Menschen, die mit der Schweigebehandlung bestraft werden, werden stark getriggert und verunsichert. Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen die Bindung zu anderen Personen, um uns entwickeln und gesund leben zu können. Wir brauchen die Bindung zu unserem Partner, zu unserer Partnerin, zur Familie und zu Freunden, Kollegen und Bekannten.

Folgen der Schweigebehandlung bei Kindern

Besonders schwerwiegend kann diese Schweigebehandlung für Kinder sein. Wenn ein Kind erlebt, daß die Mutter/der Vater es ignoriert, tagelang nicht mit ihm spricht, wird im Kind eine riesige (lebensbedrohliche) Unsicherheit verursacht. Für ein Kind ist das Bindungsbedürfnis das Allerwichtigste. Ein Kind weiß instinktiv, dass es allein nicht überlebensfähig ist, wenn es die Bindung zu den Bezugspersonen verliert. Verliert es die Bindung ist sein Überleben in Gefahr, schlimmstenfalls stirbt es.

Deshalb ist es für Kinder besonders wichtig immer wieder Signale von den Bezugspersonen zu erhalten, dass die Bindung weiter besteht und es in Sicherheit ist. Wenn nun die  Bezugsperson, (Mutter oder Vater), das Kind ignoriert oder das Kind mit Schweigen bestraft, hat das Kind keinen Zugang mehr zur Bezugsperson. Damit bekommt das kindliche Nervensystem das Signal, dass die Bindung in Gefahr ist.

Wenn kämpfen und flüchten nicht möglich ist

Im inneren System des Kindes entsteht dadurch höchster Stress.  Vom Organismus wird  ganz viel Überlebensenergie bereitgestellt, das heißt das Kind wird vorbereitet auf Kämpfen oder Flüchten. Nun kann aber ein Kind nicht kämpfen oder flüchten. Würde es gegen seine Bezugsperson kämpfen, wäre wieder die Bindung in Gefahr. Würde es von seiner Bezugsperson davon laufen, wäre ebenso die Bindung in Gefahr. Somit wäre in beiden Fällen das Überleben des Kindes nicht mehr gewährleistet.

Der kindliche Organismus unterdrückt deshalb das Kampf – und Fluchtverhalten des Kindes. Jedoch wurde bereits die Energie dafür bereitgestellt und nun kann diese nicht auf natürliche Weise abgebaut werden, was beim flüchten oder kämpfen geschehen würde. Im Kind bleibt also ganz viel Überlebensenergie stecken.  Der innere Stress kann nicht gelöst werden.

Wiederholt sich diese Situation kann es zu einer komplexen Traumatisierung kommen. Die Bewältigungs – und Lösungsstrategien des Körpers können nicht greifen und Überlebensenergie bleibt im Körper stecken. All das kann langfristig zu Trauma führen. Das Kind erfährt die Welt und die Menschen als unsicher und gefährlich. Es kann somit keine inneres Gefühl von Sicherheit aufbauen, sodass der Körper stets unter Anspannung steht. Oft sind das Menschen, die auch später, als Erwachsene nicht wirklich entspannen können und „immer Hummeln“ haben.

Auch ein Kind fängt bereits hier an, „wie auf Eierschalen zu laufen“,  und  sich „wie in einem Minenfeld zu bewegen“. Es achtet permanent darauf, bloß nichts falsch zu machen und nichts Falsches zu sagen. Oberste Aufgabe ist es, den Erwartungen der anderen zu entsprechen. Eine individuelle Entwicklung ist hier kaum noch möglich. Der Fokus ist zu 100 Prozent auf Anpassung, auf Scannen der Umwelt und scannen vor allem der Bezugsperson, Wie ist sie heute gelaunt? Was muss ich machen, um diese Schweigebehandlung zu verhindern?

Normales Verhalten auf unnormale Situationen

Falls du davon betroffen bist und du dich in meinen Worten wieder findest, möchte ich dir gern sagen, dass jede dieser Reaktionen deines Körpers normal ist. Dein Körper reagiert normal auf unnormale Situationen in deiner Vergangenheit. Dein Körper steckt noch in den Überlebensstrategien von damals noch fest. Das heißt, aus körperlicher Sicht, aus Sicht deines Nervensystems bist du völlig normal, zeigst du ein völlig normales Verhalten, aufgrund der unnormalen Situationen in deiner Vergangenheit.

Ich lade dich ein, arbeite das auf. Wenn du das Gefühl hast, dass ich die Richtige für dich bin, dann melde dich gerne bei mir, buch dir eine kostenlose Kennenlern-Session, wo wir über deine Situation reden, wir uns kennenlernen können und wo wir dann beide schauen können, ob wir miteinander arbeiten.

Schweigebehandlung als Erwachsener erleben

Wer die Schweigebehandlung erstmalig als Erwachsener erlebt, weil z.B. der Partner/die Partnerin die Schweigebehandlung anwendet, für den ist das ähnlich verunsichernd und erschütternd. Der Unterschied aber zu einem Kind ist, dass die erwachsene Person, wenn sie ein gesundes Selbstbewusstsein hat, wenn sie ein gutes Selbstwertgefühl hat, sich wehren kann. Das heißt, die erwachsene Person kann Grenzen setzen, sie kann sagen, „Pass mal auf, dein Verhalten, das ist nicht in Ordnung. Entweder du hörst auf damit oder du holst dir Hilfe oder ich bin weg.“

Als erwachsene Person sind wir nicht von Bindungspersonen abhängig, das heißt, unser Überleben hängt nicht von anderen Personen ab. Wir können als erwachsener Mensch, eigenes Geld verdienen, uns eine eigene Wohnung anmieten oder kaufen und wir können für uns selbst sorgen. Und das ist der große Unterschied zu einem Kind.

Ein Kind kann das nicht. Ein Kind kann nicht seinen Rucksack packen und sagen: „Mama, Papa, tschüss. Ich ziehe ins Haus auf der anderen Straßenseite, weil die dort sind viel viel netter und die bestrafen mich auch nicht mit Schweigen.“ Das kann ein Kind nicht tun.

Aber als Erwachsene können wir das tun. Und trotzdem ist es auch für uns als Erwachsene erschütternd und verunsichernd für unser inneres System, wenn die Person, zu der wir eine Bindung aufgebaut haben, uns mit Schweigen bestraft und darüber versucht, uns zu kontrollieren und zu manipulieren.

Folgen der Schweigebehandlung bei Erwachsenen

Doch auch bei Erwachsenen kann die Schweigebehandlung langfristig dazu führen, dass Betroffene sich anpassen, dass sie versuchen, den Erwartungen der anderen Personen zu entsprechen, dass sie das Gefühl haben, wie auf Eierschalen zu laufen, wie in einem Minenfeld sich zu bewegen und angespannt versuchen bloß nichts falsch zu machen.

Das Problem ist aber hier, dass es gar nichts mit dem “ etwas falsch machen“ zu tun hat. Weil je nachdem, wie die andere Person mit den narzisstischen Verhaltensweisen gelaunt ist, ob sie das Gefühl hat, Kontrolle zu brauchen oder Macht zu brauchen, wird sie, wenn sie das möchte, immer Gründe finden, um andere mit der Schweigebehandlung zu bestrafen. Das heißt, es hat gar nicht so viel mit dem Verhalten zu tun oder mit dem Aussehen oder mit dem, was jemand sagt, sondern es hat in allererster Linie mit der anderen Person, die narzisstische Verhaltensweisen zeigt, zu tun. Für Betroffene ist hier wichtig, diese Bestrafung durch Schweigen zu erkennen und zu durchschauen.

Erkennen ist der erste Schritt

Es versucht jemand Macht über dich zu erlangen. Es versucht jemand, dich mit Schweigen zu etwas zu bringen, was du nicht möchtest, zum Beispiel, dass du etwas tust, was du nicht tun möchtest, dass du Schuld auf dich nimmst und/oder dass du dich klein machst. Sukzessive,  im Laufe der Zeit führt das dazu, dass du dich immer kleiner und wertloser fühlst und dass du auch immer mehr das Umfeld scannst, guckst, dass du ja nichts falsch machst und das ist auf Dauer sehr, sehr, sehr, sehr anstrengend. Weil auch dein inneres System, dein Nervensystem wird dadurch in ständiger Anspannung sein und nicht zur Ruhe kommen. Es können Schlafstörungen die Folge sein, endlose Gedankenschleifen, emotionale Taubheit, innere Wut und viele andere schmerzhafte Belastungen.

Die Lösung für Betroffene, die mit der Schweigerbehandlung bestraft wurden ist, dass sie sich Unterstützung holen. In Begleitung von einem guten trauma-sensibel arbeitenden Coach, kann ein gutes Selbstwertgefühl und  neues Selbstbewusstsein aufgebaut werden.. Auch die eigenen Verhaltensmuster, die dazu führen, dass Betroffene keine Grenzen setzen können, können gut überwunden und aufgelöst werden.

Durch professionelles Coaching ist es möglich, wieder in die eigene Kraft zu kommen, Grenzen zu setzen und für sich selbst einzustehen. Dann ist neue Lebensfreude und neue Lebensqualität wieder spürbar und erlebbar.

 

 

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