Narzisstische Partner oder Vorgesetzte sind inzwischen sehr bekannt. Das es auch narzisstische Mütter gibt, die ihren längst erwachsenen Kindern das Leben schwer machen, wissen dagegen nur wenige.
Dabei geht es nicht darum Schuldige zu suchen, sondern für sich selbst zu erkennen. Denn wer die Ursachen erkennt, der kann viel leichter verändern. Für ein harmonischeres miteinander und für mehr eigene Lebensfreude. Solange wir nicht erkennen, was die Ursache ist und das Verhaltensweisen von anderen und auch von uns nicht gesund sind, solange leiden viele Menschen weiter.
Die amerikanische Psychologin Susan Forward hat sich viele Jahrzehnte mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung befasst und durch ihre jahrelange Arbeit mit betroffenen Patienten fünf Typen narzisstischer Mütter klassifiziert.
Die ersten beiden Typen habe ich bereits in den beiden vorherigen Beiträgen genauer vorgestellt. Die Beiträge findest du hier.
Die kontrollsüchtige Mutter
Die kontrollsüchtige Mutter schreibt ihrem erwachsenen Kind sein Leben vor.
Das macht sie mit Aussagen wie: Wenn du es wagst, in die andere Stadt zu ziehen, dann bekommst du nie wieder einen Cent von mir. Oder auch: Wenn du den Mann heiratest, dann enterbe ich dich, alternativ, gehörst du nicht mehr zur Familie.
Oder sie macht einen neuen Partner, den du ihr vorstellst runter mit Aussagen wie: „Kannst du dir nicht jemanden vernünftigen suchen? Nimm doch jemanden der studiert hat und nicht so jemand.“
Diese Mutter ist wie ein Drill Sergeant oder so ein Oberleutnant von der Armee.
Sie demütigt und schikaniert auf direkte Art und Weise, mit Befehlen und Warnungen, welche ernsthaften Folgen das ungehorsame Verhalten haben wird.
Meist ist diese Mutter sehr perfektionistisch und die äußere Fassade ist ihr extrem wichtig.
Egal, ob es um den Job geht, den Garten, die Kinder, den Partner – der Anspruch ist – es muss mindestens perfekt sein.
Um das zu erreichen nutzt sie Drill und Kontrolle.
Solange Kinder klein sind, ist Kontrolle auch richtig und wichtig. Denn Kinder brauchen eine gewisse Kontrolle, da sie noch nicht wissen, dass es lebensgefährlich ist, auf eine vielbefahrene Straße zu laufen. Für ein Kind bietet diese Art der Kontrolle ein gewisses Sicherheitsgefühl. Und es ist nicht nur das Sicherheitsgefühl, sondern die Mutter gibt auch Sicherheit, indem sie z.B. das Kind am Straßenrand an der Hand hält. Bei einer gesunden Erziehung des Kindes durch die Eltern ist es wichtig, dass sich die Eltern im Laufe der Zeit Stück für Stück wieder zurückziehen, da das Kind je älter es wird, umso weniger Kontrolle benötigt. So kann das Kind eigene Erfahrungen machen und immer eigenständiger werden.
Aber – wer mit einer kontrollierenden Mutter aufgewachsen ist, bei dem wurden die Zügel der Kontrolle gar nicht oder nur unzureichend gelockert. Und sehr oft stehen auch heute noch erwachsene Frauen und Männer unter den Fittichen ihrer Mutter.
Genauso wie die sich einmischende Mutter, ihr Kind zur Abhängigkeit erzieht, genau das gleiche Ziel verfolgt auch die kontrollierende Mutter. Eine gesunde Erziehung aber hat das Ziel, das Kind zu einem unabhängigen Menschen zu erziehen. Das jedoch ist hier nicht gegeben.
Die kontrollierende Mutter verhält sich immer so, dass man auch im Erwachsenenalter von ihr abhängig bleibt. Dabei redet sie dir ein und glaubt das auch selbst, dass es zu deinem eigenen Besten ist. Die traurige Tatsache ist jedoch, dass es überhaupt nicht zu DEINEM Besten ist, sondern dass nur sie selbst, sich damit gut fühlt. Weil sie dadurch wenigstens über dich Macht haben kann, wenn sie schon sonst das Gefühl hat, keine Macht in ihrem Leben zu haben.
Sie macht Vorschriften mit wem man sich treffen darf, sie schreibt den Job vor, der angenommen werden soll etc. Wird ihren Anordnungen keine Folge geleistet, beleidigt sie oder droht mit Konsequenzen.
Die Gefühle anderer sind ihr dabei egal. Im Gegenteil, wer zugibt, dass ihn ihre Worte und ihr Verhalten verletzt, wird ausgelacht oder hört, dass er schon als Kind viel zu empfindlich war.
Niemand hat eine Chance irgendetwas richtig zu machen, weil sie immer wieder die Regeln ändert. Du gibst dir alle Mühe sie zufrieden zu stellen und bekommst dafür Bestrafung, wirst beleidigt und runter gemacht, weil es nie gut genug ist, was du tust.
Das hat zur Folge, dass Betroffene sich innerlich unsicher fühlen – auch als Erwachsene und das die Angst etwas falsch zu machen, ständig präsent ist. In solch einem Umfeld war es auch nicht möglich Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit zu entwickeln.
Genau diese Fähigkeiten wurden gezielt unterdrückt, denn eine kontrollierende Mutter war gar nicht daran interessiert, dass ihr Kind ein eigenständiger Mensch mit einer eigenen Meinung und eigenen Entscheidungen wird. Nicht als Kind und auch nicht als Erwachsene.
Ähnlich, wie bei der sich überall einmischenden Mutter, wird auch die kontrollierende Mutter dabei nicht unbedingt laut. Mit Blicken und Gesten oder ihren Betonungen weiß der Betroffene auch so, dass es jetzt besser ist, sich ganz ruhig und still zu verhalten und lieber das zu tun, was sie sagt.
Viele Erwachsene spüren Wut im Bauch, von der sich nicht wissen, woher sie kommt und eine kontrollierende Mutter kann eine Ursache sein. Weitere langfristige Folgen können sein, dass Betroffene als Erwachsene wiederum selbst versuchen die Kontrolle über andere Menschen zu erlangen. Das kann der Partner sein oder die Kinder. Das können aber auch Mitarbeiter, Kollegen oder Freunde sein.
Als Erwachsene wollen sie unbedingt immer alles richtig machen und versuchen Fehler zu vermeiden, genau so, wie sie es in ihrer Kindheit gelernt haben.
Weil narzisstische kontrollierende Mütter keine Widerspruch dulden, haben Betroffene gelernt, dass es besser ist, wenn sie ihre eigene Meinung verschweigen und sich lieber den Bedürfnissen und Wünschen der anderen anpassen. So gibt es wenigstens keinen Stress.
Die Folge ist, daß sie sic
h jedes Mal selbst verleugnen, wenn sie etwas tun, was sie gar nicht wollen, es aber trotzdem tun, um Streit aus dem Weg zu gehen.
Das Paradoxe ist jedoch, dass Betroffene ein hohes Risiko haben, auf narzisstische Menschen in ihrem Leben zu treffen, ob im Job oder in einer Partnerschaft, die ihr Harmoniebedürfnis ausnutzen und andere herumkommandieren.
Und weil sie dieses ganze Verhalten aus ihrer Kindheit bzw auch als Erwachsene von ihrer Mutter kennen, glauben sie, dass das normal ist und das es allen so geht. Das das Leben eben so ist.
Weit gefehlt.
Falls du dich jetzt angesprochen fühlst, möchte ich dich gern liebevoll wach rütteln und dir sagen, dass das auf keinen Fall normal ist und du lernen darfst, für dich einzustehen und dein Leben nach deinen Vorstellungen und Werten zu leben.
Nur weil es bisher so war, bedeutet das noch lange nicht, das das so weitergeht. Und erst recht nicht, dass es eine gesunde Entwicklung war. Weil so lebst du nicht dein eigenes Leben, egal ob du 32, 45 oder 58 Jahre alt bist. Du lebst das Leben von anderen Menschen und versuchst so gut es geht in deren vorgefertigte kleine Schubladen zu passen. Und wenn du dort nicht reinpasst – und du passt niemals dort rein, da kannst du noch soviel versuchen richtig zu machen, wie du willst – wenn du nicht dort rein passt, weil du widersprichst oder deine Meinung oder deine Wünsche laut sagst, bekommst du eins auf den Deckel. Nein, dass ist nicht normal! Auch ständige Witze auf deine Kosten sind nicht normal.
Doch weißt du was, auch hier sagen so viele, dass sie niemals so werden wollen wie ihre Mutter und sie verhalten sich später – genau so. Wie ihre Mutter.
Destruktive Verhaltensweisen und hinderliche Gewohnheiten, werden von Generation zu Generation weitergegeben. Zumindest so lange, bis irgend jemand diese Kette unterbricht. DU kannst der oder diejenige sein, die diese Kette unterbricht. Damit du nicht, dieses Verhalten fortführst und an deine Kinder weiter gibst. Oder damit du in deiner Partnerschaft dieses Verhalten nicht praktizierst. Denn langfristig macht das kein Partner mit. Und auch, damit du selbst nicht in einer narzisstischen Beziehung landest und das Erlebte aus der Kindheit von vorn beginnt.
Was du selbst tun kannst, wenn du eine narzisstische Mutter hast oder hattest?
Vorab; die folgenden Tipps können lediglich erste Hilfe Tipps sein. Die hinderlichen Folgen einer narzisstischen Kindheit aufzulösen ist ein längerer Prozess und übersteigt die Kapazität dieses Beitrages. Melde dich gern bei mir, wenn du mehr über diesen Prozess wissen möchtest.
Schritt 1:
Wie auch bei den anderen beiden Typen von narzisstischen Müttern ist zuallererst wieder das Erkennen und die Bereitschaft etwas ändern zu wollen, das Wichtigste. Das erkennen, dass du keine Schuld trägst, sondern so konditioniert wurdest. Zu erkennen, dass du immer wertvoll und liebenswert warst und bist, und zwar in jeder Sekunde deines Lebens und das dir die abwertenden Sätze eingeredet wurden. Sie wurden dir eingeredet von jemanden, der selbst unzufrieden war oder ist, der sich innerlich leer fühlt und der die Kritik an dir gebraucht hat oder vielleicht sogar heute noch braucht, um sich selbst etwas besser zu fühlen.
Zu erkennen, kann im ersten Moment sehr schmerzhaft sein, daher erlaube dir zu weinen, wenn Tränen kommen. Und auch, wenn es schmerzhaft ist, ist das erkennen der erste Schritt hin zu Veränderung. Ja, du kannst dein Leben verändern, auch wenn du mit einer narzisstischen Mutter aufgewachsen bist.
Doch das ist Vergangenheit und wird auch immer ein Teil deiner Vergangenheit sein. Aber du kannst jetzt entscheiden, ob du diese Wunden heilst und auflöst oder ob der Narzissmus auch Teil deiner Zukunft sein soll. Du kannst daran arbeiten und noch sehr viele weitere Blockaden in dir erkennen, die der Narzissmus angerichtet hat. Und wenn du daran arbeitest, erschaffst du dir Stück für Stück dein selbstbestimmtes und glückliches Leben. So kannst du auch das Geschenk des Lebens an dich im Narzissmus erkennen und dir etwas viel schöneres und genialeres erschaffen.
2. Schritt
Steigere deine Selbstwertgefühl und deine Selbstsicherheit. Im Internet findest du viele gute Übungen um dein Selbstwertgefühl und deine Selbstsicherheit zu erhöhen. Im Coaching habe ich verschiedene Prozesse, mit denen ebenso ein neues Selbstwertgefühl wachsen kann.
3. Schritt:
Durchschaue das Verhalten deiner Mutter, wenn ihr euch begegnet und lass dich davon nicht mehr einschüchtern. Erkenne, dass auch sie ein Mensch ist, der in seiner Kindheit viel Schmerz erfahren hat und dieses Verhalten ihre bisherige Strategie ist, den Schmerz nicht zu spüren.
Wie bereits erwähnt, ist die Verarbeitung ein längerer, aber großartiger, transformierender Prozess und du wirst deine Schmerzen aus der Vergangenheit nicht von heute auf morgen heilen. Sei deshalb mit dir selbst immer geduldig und liebevoll. In dem Moment, wo du das Verhalten deiner Mutter durchschaust, hast du eigentlich das Schlimmste hinter dir. Denn du weißt es jetzt. Und du kannst nicht mehr so tun, als ob du es nicht weißt. Allein mit diesem Wissen, bist du nicht mehr so manipulierbar wie vorher, wo du das Wissen noch nicht hattest.
Wenn du dich in diesem Beitrag wiedererkennst und ein Thema mit Narzissmus hast, dann melde dich gern bei mir zu einer Kennenlern Session und wir finden heraus, wie ich dich unterstützen kann. Die Session ist für dich natürlich völlig und kostenlos. Also melde dich jederzeit gern hier.
Wenn du jemanden kennst für den dieser Beitrag hilfreich sein könnte, weil die Person genau darüber klagt, was ich gerade erwähnt habe, dann leite den Beitrag gern weiter. Danke.
Ich freue mich auf dich und wünsche dir eine gute Zeit.
Deine Daniela
Quelle: Susan Forward: „Wenn Mütter nicht lieben“