Du bist mein Ein und Alles – Narzisstische Mütter 1/5
narzisstische mütter
Wer mit narzisstischen Eltern aufgewachsen ist, der wurde schon als Kind manipuliert, ignoriert, abgewertet und beleidigt. Denn genauso, wie in der Partnerschaft mit einem Narzissten, wirst du als Objekt angesehen, über das sie Macht ausüben können. Ihre eigenen Bedürfnisse stehen im Vordergrund und nicht deine.

Das Leben pflanzt uns schon das eine oder andere Dornengewächs auf unseren Weg. Bei manchen kann es auch gleich mal eine ganz lange und dicke Dornenhecke sein.
Eine Dornenhecke, durch die du nicht durch gehst, sondern in der du versuchst entlang zu klettern.

In der du von unten nach oben schaust und hoffst, dass wenn du den nächsten Schritt gehst, du endlich die erhoffte Liebe und Anerkennung bekommst, endlich das längst fällige Lob erhaschst. Doch das einzige was du bekommst, ist der Schmerz der Kritik, der Erniedrigung und Beleidigung und der Schmerz schon wieder abgewertet zu werden. Jedes einzelne abwertende Wort ist eine Dorne.
Du spürst jede einzelne.

Narzissmus erkennen

So ähnlich kann sich Narzissmus anfühlen. Ein Leben in einer Dornenhecke.
Doch wenn du erkennst, dass du von Narzissmus umgeben bist oder warst, wird so vieles klarer.
Solange du mitten in der Dornenhecke bleibst, wird es niemals leichter und schmerzfrei. So sehr du dir das auch wünschst und so sehr, wie du das vielleicht noch hoffst.

Doch du kannst dich entscheiden für eine neue Freiheit, für eine ungeahnte Selbstbestimmtheit und für ein neues Leben voller Leichtigkeit, Freude und Glück. Dabei ist es egal, ob dir Narzissmus in deinem beruflichen Umfeld begegnet, du privat davon betroffen bist oder ob du ihn in der Vergangenheit erlebt hast.

Wenn du unter einer narzisstischen Person gelitten hast, kannst du dir jederzeit ein unabhängiges und glückliches Leben aufbauen. In den meisten Fällen wird es danach sogar schöner, leichter und freudiger als je zuvor.

Viele kennen Narzissmus in Partnerschaften oder im Job. Wenn z.B. der Vorgesetzte oder die Kollegin starke narzisstische Züge hat. Das es auch narzisstische Eltern gibt, wissen jedoch bisher nur wenige.

In diesem Beitrag geht es um narzisstische Mütter und dabei ist dies der erste Teil von vier weiteren Beiträgen.

Das Mutterbild kommt fast einem heiligen Bild gleich. Wenn wir von einer Mutter sprechen, sehen wir in den meisten Fällen eine liebende, fürsorgliche Person, die ihr Kind schützt, ihm Zuwendung, Sicherheit und Liebe gibt. Glücklicherweise ist das in vielen Fällen auch so. Dennoch gibt es auch die andere Seite. Mütter, die all das nicht tun.

Durch dieses Idealbild kommt es derzeit noch fast einem Tabuthema gleich, negativ über die eigene Mutter zu denken oder zu sprechen. Das sie dich viel mehr abgewertet und beleidigt hat, als gelobt. Sofern sie dich überhaupt gelobt hat. Das sie dich ignoriert und ständig kritisiert hat, statt dir Zuwendung und Trost zu geben. Wenn wir das sagen, meldet sich sofort unser schlechtes Gewissen, wie undankbar wir sind und das es sich nicht gehört, so über die eigene Mutter zu reden.

Daher ist es so wichtig, darüber aufzuklären. Denn wenn das Thema weiter totgeschwiegen und so getan wird, als wäre es nicht da, wo es aber da ist – wird es immer mehr Menschen geben mit Depressionen, Angstgefühlen, toxischen Beziehungen und Menschen, die von sich überzeugt sind, nicht gut genug zu sein oder keine Liebe und Wertschätzung verdient zu haben.

Dabei ist es durchaus möglich, sich auch nach narzisstischem Missbrauch ein glückliches, selbstbestimmtes und zufriedenes Leben zu gestalten. Der erste Schritt ist es daher, den Narzissmus zu erkennen und diese alten modrigen Muster und Gedanken endlich aufzulösen und sich davon frei zu machen.

Manipulation im Kindesalter

Wer mit narzisstischen Eltern aufgewachsen ist, der wurde schon als Kind manipuliert, ignoriert, abgewertet und beleidigt. Denn genauso, wie in der Partnerschaft mit einem Narzissten, wirst du als Objekt angesehen, über das sie Macht ausüben können. Ihre eigenen Bedürfnisse stehen im Vordergrund und nicht deine.

Wenn du eine narzisstische Mutter hast oder hattest, warst du

– permanent der/die Schuldige,

– wurdest du behandelt als wärst du unfähig eigene Entscheidungen zu treffen,

– hat sich deine Mutter mit eigenmächtigen Besuchen, ständigen Emails, Anrufen, SMS in dein Leben eingemischt, so sehr, dass du dich regelrecht erdrückt gefühlt hast

– gab sie dir zu verstehen, dass du der Grund für ihre Misserfolge, ihr unzufriedenes Leben oder ihre Depressionen bist

– hat sie dich mit finanziellen Mitteln manipuliert oder diese in Aussicht gestellt

– hat sie deine Gefühle und deine Wünsche ignoriert oder sie heruntergespielt

Wenn du das als Kind erlebt hast, ist das in sofern fatal, weil du dich als Kind, und ganz besonders als Kleinkind, nicht selbst um deine Bedürfnisse kümmern konntest. Du konntest nicht in den Supermarkt gehen und dir selbst Essen kaufen. Du konntest bis zu einem gewissen Alter auch nicht selbst für dich sorgen. Du warst von der Zuwendung, Liebe und Aufmerksamkeit deiner Eltern abhängig. Das sind wir alle als Kinder.

Doch genau das, bekommen Kinder von narzisstischen Eltern nicht. Sie bekommen keine Liebe, keine Geborgenheit, keine Zuwendung, keine Sicherheit, keinen Halt und keinen Schutz. Weil sie das nicht bekommen, weil sie es durch ihre Elten nicht lernen, wissen sie gar nicht, wie sich Geborgenheit, Glück und Zufriedenheit anfühlt.

Von Anfang an wissen sie aber ganz genau, wie sich Traurigkeit, emotionale Leere, Unzulänglichkeit und Selbstzweifel anfühlen. Denn das ist es, was sie in ihrer Kindheit am häufigsten erlebt haben.

Langfristige Folgen, wenn Narzissmus nicht erkannt wird

Im Erwachsenenalter zeigen sich die Folgen dieser Erlebnisse in der Kindheit häufig als Depressionen, als Essstörungen, Aggressionen, Angstzustände, Selbstzweifel, innere Unsicherheit, kein Selbstvertrauen, die ständige Angst nicht gut genug zu sein, unerklärliche Wutgefühle (meist im Bauch) und Gewaltausbrüche.

Und weil wir das, was wir in der Kindheit in der eigenen Familie erlebt haben, als normal empfinden – weil wir konnten ja nicht gleichzeitig in andere Familien schauen und sehen, dass es dort Liebe und Zuwendung gibt – landen wir als Erwachsene oft wieder in Beziehungen, die toxisch und genauso lieblos sind, wie wir sie in der eigenen Familie erlebt haben.

Schätzungen zufolge leben derzeit in Deutschland 16 Millionen Menschen, die von narzisstischem Missbrauch betroffen waren oder noch betroffen sind.

Auch deshalb widme ich mich diesem Thema ganz besonders. Nicht nur weil ich durch eine jahrelange narzisstische Partnerschaft selbst Betroffene war, sondern weil so viele Menschen noch gar nicht wissen, dass es nicht ihre Schuld ist, dass sie voller Selbstzweifel sind, dass sie immer gut genug und wertvoll sind, auch wenn ihnen jahrelang etwas anderes eingeredet wurde.

Und das sie sich von all dem befreien können. Das Narzissmus zu ihrer Vergangenheit gehören kann und sie sich – wenn sie sich diese Erfahrungen zu Nutze machen und die Wunden heilen, dass sie sich dann ein selbstbestimmtes, glückliches und wunderbares neues Leben aufbauen können.

Die narzisstischen Erfahrungen gehören in die Vergangenheit, aber nicht mehr in die Gegenwart und erst recht nicht in die Zukunft. Eine Zukunft ohne Narzissmus.

Fünf Typen narzisstischer Mütter

Die amerikanische Psychologin Susan Forward hat in ihrem Buch „Wenn Mütter nicht lieben“ fünf Typen narzisstischer Mütter klassifiziert.

Typ Nr. 1 = die Mutter, die sich überall einmischt

Typ Nr. 2 = die hochgradig narzisstische Mutter

Typ Nr. 3 = die kontrollsüchtige Mutter

Typ Nr. 4 = die Mutter, die selbst Bemutterung braucht

Typ Nr. 5 = die Mutter, die vernachlässigt, verrät und verprügelt

In diesem Beitrag soll es um den ersten Typ gehen – die Mutter, die sich überall einmischt.

Hier ist das Kind, meist ist es die Tochter, das Ein und Alles.
Für Außenstehende wirkt dieser Muttertyp sehr liebevoll und umsorgend und solange du ein Kind bist, ist das auch in Ordnung. Denn du bekommst Zuwendung, Liebe und Geborgenheit. Wenn du Unterstützung brauchst, kannst du auf deine Mutter zählen. Ihr seid euch nah und Anfangs ist das genau so auch in Ordnung.

Sie ist überall dabei

Jedoch kann sich diese Nähe für dich erdrückend und übergriffig anfühlen. Erst recht, wenn du jetzt erwachsen bist und diese besondere Nähe von der Mutter noch immer aufrecht erhalten wird, indem sie sich permanent in dein Leben einmischt.
Denn für diesen Muttertyp bedeutet Nähe, dass SIE die Nr. 1 in deinem Leben ist.

Sie kann nicht loslassen, mischt sich in alle deine Pläne und Entscheidungen ein, egal ob es um deine Partner, die Kindererziehung, deine Urlaubspläne oder deinen Job geht. Sie drängt sich auf und hat kein wirkliches Interesse daran, dass ihr kleines Mädchen inzwischen erwachsen ist und eigene Entscheidungen treffen will.

Solche Mütter äußern hin und wieder Sätze wie: „Du bist mein Ein und Alles“ oder auch „Wir zwei sind doch die allerbesten Freundinnen.“
Und genau hier ist die Grenze zwischen Mutter und Tochter verwischt. Weil hier bist du nicht mehr nur Tochter, sondern auch Vertraute, Freundin und vor allem Lebensstütze.

Es gibt Frauen, für die die Mutterschaft, die einzige Daseinsberechtigung ist. Sie definieren darüber ihren Selbstwert und kompensieren so auch ihre Angst vor dem Verlassenwerden und dem Alleinsein.

Eine Mutter, die sich überall einmischt, überträgt dir die Last für ihr eigenes Glück. Du bist dafür verantwortlich, dass sie glücklich ist.

Wann fing das eigentlich an?

Wie alles beim Narzissmus ist das ein schleichender Prozess und du kannst rückblickend wahrscheinlich gar nicht mehr sagen, wann der Punkt erreicht war, wo du dich zum ersten Mal erdrückt und bevormundet gefühlt hast.

Anfangs fandest du es vielleicht auch gar nicht schlimm, dass deine Mutter deine eigene Privatsphäre völlig ignoriert, indem sie in deine Schränke und Schubladen schaut, deine auf dem Tisch liegende Post durchliest, ständig unangemeldet vor deiner Tür steht – völlig unbeeindruckt davon, ob dir das passt oder nicht.

Manchen fällt es zum ersten Mal auf, weil der Partner oder die Partnerin genervt ist und das Gefühl hat, dass ohne deine Mutter gar nichts geht.

Hier geht dann auch das nächste Problem los, denn du stehst zwischen den Stühlen. Du hast das Gefühl, dich zwischen deiner Partnerschaft und deiner Mutter entscheiden zu müssen. Schlimmstenfalls zerbricht deine Beziehung daran.

Sie rettet dich immer wieder

Worüber deine Mutter nicht wirklich traurig ist, denn so kann sie dich wieder ein Stückchen mehr von ihr abhängig machen. In deinem Schmerz durchschaust du diese Form der Abhängigkeit jedoch nicht, weil du zu verletzt bist über den Verlust der Beziehung und somit dankbar bist, für die erneute Unterstützung deiner Mutter.

Durch deine Situation, in der du dich hilflos fühlst, bietet dir deine Mutter genau das, was du gerade brauchst. Das kann Geld sein, oder andere Hilfsmittel.

Du bist dankbar dafür und merkst nicht, dass diese Dinge, diese Form der Unterstützung bei dir zu einem Verpflichtungsgefühl führen.

Deine Mutter bremst dich dabei, dass du lernst auf eigenen Füßen zu stehen, dass du durch Schmerzen hindurch gehst und so lernst, nach dem hinfallen wieder aufzustehen und so kann sie wieder über dich und dein Leben bestimmen.

Aus diesem Verpflichtungsgefühl und der Abhängigkeit heraus, ist es verständlicherweise ein anfangs schwieriger Weg, sich von der Mutter zu lösen und tatsächlich ein eigenes selbstbestimmtes Leben aufzubauen.

Denn so ohne weiteres lässt sich so eine Mutter nicht in die hintere Reihe verfrachten.

Der Unterschied zwischen narzisstischer und gesunder Mutter

Vielleicht fragst du dich jetzt, was denn der Unterschied ist, zwischen einer narzisstischen, sich einmischenden Mutter und einer normalen, gesunden Mutter-Kind (erwachsenes Kind) Beziehung?

In einer normalen und gesunden Mutter Kind Beziehung ist das Ziel immer, dass du zur Unabhängigkeit gelangst. Das du selbstbestimmt und mit gesundem Selbstvertrauen in dich, dein eigenes Leben führst und deine eigenen Entscheidungen triffst.

Eine narzisstische, sich einmischende Mutter hat jedoch kein Interesse daran, dass du unabhängig wirst. Ihr Ziel ist deine Abhängigkeit von ihr.

Um das zu erreichen gibt sie dir immer wieder das Gefühl, dass du es alleine nicht schaffst und somit baust du kein Selbstvertrauen auf. Und deine Mutter fühlt sich bei auftretenden Schwierigkeiten von dir großartig, weil sie dich immer wieder „retten“ kann. Was wiederum dein Gefühl, es alleine nicht zu schaffen, erneut bestätigt und verfestigt.

Eine Mutter, die sich einmischt, versteht unter einer guten Mutter Tochter Beziehung bzw unter Liebe:
das du keine Geheimnisse vor ihr hast
das du ohne sie nicht leben kannst und sie ohne dich nicht
das du niemanden mehr Liebe schenken darfst als ihr
das ihr zu widersprechen oder du deine eigene Entscheidungen dich wagst zu treffen für sie gleichbedeutend ist mit. „Du liebst mich nicht.“
„Nein“ sagen ebenso bedeutet, dass du sie nicht liebst

Was kannst du tun, wenn du dich bzw deine Mutter in dieser Folge wiedererkennst?

Das allerwichtigste ist zuerst, dass du es erkennst, dass deine Mutter diese Züge hat und du in diese Richtung manipuliert wurdest.
Das kann gerade am Anfangt eine sehr harte und traurige Erkenntnis für dich sein, wenn du das System beginnst zu durchschauen. Wenn hier Tränen bei dir aufsteigen, lass sie fließen. Erlaube deinen Gefühlen da zu sein.

Mach gern mal eine kleine Bestandsaufnahme, um dir so ganz klar darüber zu werden, wo sich deine Mutter überall eingemischt hat und vor allem, wo du es ursprünglich ganz anders wolltest, dich dann aber nach der Meinung deiner Mutter gerichtet hast.

Ein weiterer Schritt kann sein, dass du in einigen Bereichen deiner Mutter den Zutritt reduzierst. Das heißt, erzähle nicht mehr jedes Detail aus deinem Leben, sondern erst, wenn du dir einer Sache ganz sicher bist bzw die Entscheidung getroffen und durch ist.

Wenn du dich in der Lage dazu fühlst, kannst du auch damit anfangen deiner Mutter erste Grenzen zu setzen. Falls du sie jeden Sonntag beim Frühstück hast, bist du nächsten Sonntag nicht da und nimmst sie auch nicht dort mit hin, wo du dann bist.

Natürlich gibt es auch radikalere Schritte, aber je nachdem, wie es dir gerade geht, wie viel Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit du hast, ist es jetzt am Anfang etwas leichter eine neue Richtung in der Beziehung mit deiner Mutter einzuleiten, wenn du sanftere Wege gehst, als wenn du brachial vom Standstreifen auf die ganz linke Spur wechselst.

Wichtig ist auch, dass du die Wunden aus deiner Vergangenheit heilst. So kannst du schneller ein selbstbestimmtes, glückliches und vor allem unabhängiges Leben führen.

Wenn du dich in diesem Beitrag wiedererkennst und Narzissmus ein Thema in deinem Leben ist, dann melde dich gern bei mir zu einer Kennenlern Session und ich schaue, wie ich dich unterstützen kann. Die Session ist für dich natürlich völlig und kostenlos. Hier kannst du dich anmelden:

Ich freue mich auf dich.

Alles Liebe,
Daniela

Quelle: Susan Forward „Wenn Mütter nicht lieben“